Tabelle 26: Ausgewählte Oberflächenkenngrößen
zur Beurteilung der geometrischen Eigenschaften von Blechoberflächen
Drei der sieben Kenngrößen lassen sich anhand von 2D-Messungen
bestimmen, für die anderen vier sind 3D-Messungen erforderlich.
In Bild 73 ist eine Modelloberfläche dargestellt, die nach den
Überlegungen zum Reibmodell in Kapitel 5 für die Reibung günstige
geometrische Eigenschaften aufweist.
Bild 73: Modelloberfläche mit für das tribologische
Verhalten günstig zu beurteilenden gemoetrischen Eigenschaften
Der obere Bereich der Topografie besteht nicht wie üblich aus einzelnen
Spitzen, sondern aus schmalen Graten oder Stegen, die bereits bei geringer
Einglättung die Topografie weit oben abschließen. Zwischen den
Stegen und den Kratern ist ein flacher Kernbereich vorhanden, um hydrodynamische
Effekte zu unterstützen.
Die in Bild 73 dargestellte Topografie kann alle Anforderungen an die
geometrischen Eigenschaften in hohem Maße erfüllen. Mit den
zur Zeit zur Verfügung stehenden Fertigungsverfahren lassen sich die
hohen schmalen Grate aber nicht herstellen. Zur Beurteilung existierender
Topografien müssen die Kenngrößen gewichtet werden. So
stellt sich die Frage, ob im Zweifelsfall eher hohe Spitzen für Quetschströmungen
oder ein niedriger Materialanteil der Spitzen für Flanken, Stufen
und abgeschlossene Schmiertaschen höher zu gewichten ist. Die Wirkung
der Mechanismen und damit die Gewichtung der Kenngrößen hängen
je nach Bauteil auch von den Beanspruchungsbedingungen ab. Bei Bauteilen
mit großen homogen beanspruchten Kontaktflächen und kurzen Werkzeug-Kontaktzeiten
können Quetschströmungen besser genutzt werden als bei langsam
umgeformten kleinen Bauteilen. Bei Bauteilen mit hoher Beanspruchung durch
Kontaktnormalspannung und Dehnung des Bleches in Blechebene kann die Topografie
auch mit größeren Sr1 noch so weit einglätten,
daß Flanken, Stufen und abgeschlossene Schmiertaschen wirken. Tabelle
29 im Anhang enthält für die verschiedenen Mechanismen günstige
Bedingungen, die bei der Gewichtung der Kenngrößen zu berücksichtigen
sind.
Die höchsten Kontaktnormalspannungen und niedrigsten Reibungszahlen
wurden in dieser Arbeit von Blechen mit niedrigen Spitzen und flacher Kernrauheit
erreicht. Die hydrodynamischen Effekte an Flanken und Stufen und die hydrostatischen
Effekte in abgeschlossenen Schmiertaschen sind demnach bei der Beanspruchung
des Streifenziehversuchs stärker zu gewichten als der Anteil der Quetschströmungen.
Unter den Beanspruchungsbedingungen des Streifenziehversuchs sind deshalb
nach dem Mindestvolumen vor allem niedrige Sr1, hohe Sk
und hohe aclm reibungssenkend. Zusätzlich
wirkt sich eine hohe Feinheit der Topografie günstig aus. Bei den
Blechen 6 und 7 sind die Spitzen trotz niedriger Sr1 relativ
hoch, so daß zusätzlich Quetschströmungen genutzt werden
können.
In Tabelle 27 sind günstige und ungünstige Werte für
diese Kenngrößen unter den Beanspruchungsbedingungen des Streifenziehversuchs
angegeben. Die Werte sind den Meßdaten aus Kapitel 8 entnommen. Beim
Vergleich der Oberflächenkenngrößen mit den Ergebnissen
anderer Meßgeräte sind die Meßprinzipien, Filter und Meßbedingungen
zu berücksichtigen (Kapitel 2.5).
Tabelle 27: Im Streifenziehversuch ermittelte Grenzwerte für
die Oberflächenkenngrößen
Auf die Kenngrößen p und cclm kann noch verzichtet werden, da bei den zur Zeit herstellbaren Topografien ein starker Zusammenhang zwischen diesen Kenngrößen und der Spitzenhöhe Spk* festgestellt wurde. Erst wenn die Herstellung von Oberflächen mit Graten anstelle von Spitzen möglich ist, werden diese Kenngrößen zur Differenzierung der Eigenschaften Spitzenhöhe und Abgeschlossenheit erforderlich.