2.5.1 Meßgeräte
Die Geräte zur Beurteilung von technischen Oberflächen lassen
sich in Geräte zur Vermessung geometrischer sowie chemischer und mechanischer
Eigenschaften unterteilen [VDI/VDE 2601]. Die chemischen Vorgänge
in der Grenzschicht beeinflussen die Reibung zwar deutlich, sie sind in
der Blechumformung aber erst wenig erforscht [160]. Die Möglichkeiten,
die chemischen Eigenschaften der Blechoberfläche zur Verbesserung
des tribologischen Verhaltens zu nutzen, sind eingeschränkt, da auch
Anforderungen an Gebrauchseigenschaften wie Korrosionsschutz und Haftfestigkeit
von Klebern erfüllt werden müssen. Die Geometrie der Oberfläche
kann dagegen weitgehend frei gestaltet werden, solange die Anforderungen
an den Lackglanz erfüllt sind.
Die qualitative Beurteilung von Topografien, z.B. durch das Tastgefühl
oder den Vergleich mikroskopischer Aufnahmen, bietet die Möglichkeit,
Oberflächenmerkmale zu beschreiben, für die keine Kenngrößen
vorliegen. Feine Kratzer auf glatten Flächen lassen sich mit bloßem
Auge deutlich erkennen, während eine quantitative Bewertung nur mit
hohem meßtechnischem Aufwand möglich ist. Auch Bleche, bei denen
durch die Umformung nur die obersten Spitzen leicht eingeglättet wurden,
unterscheiden sich optisch deutlich von unbelasteten Blechen, aber in den
üblichen Rauheitskenngrößen sind kaum Änderungen festzustellen.
Insbesondere bei Oberflächen unbekannten Typs ist es oft hilfreich,
durch Betrachtung einer grafischen Darstellung der Oberfläche charakteristische
Merkmale zu spezifizieren. Anschließend können gezielt geeignete
Meßgeräte, Meßbedingungen und Kenngrößen ausgewählt
werden, die in der Lage sind, die beobachteten Merkmale quantitativ zu
beschreiben.
Neben den Geräten, die eine Oberfläche linienförmig
abtasten, sind Geräte entwickelt worden, die Profilabweichungen
über einer von zwei Koordinaten aufgespannten Ebene messen. Es ist
üblich, die linienförmig abtastenden Geräte als 2D-Meßgeräte
zu bezeichnen, da 2 Koordinaten (Vorschubrichtung und Profilhöhe)
benötigt werden. Eine Fläche abtastende Geräte werden entsprechend
als 3D-Meßgeräte bezeichnet.
Mechanische 2D-Tastschnittgeräte stellen das Standard-Meßverfahren
für die Rauheit in der Blechumformung dar. Durch Koordinatentische
können die zunächst für linienförmige Tastschnitte
entwickelten Systeme so erweitert werden, daß die Proben durch parallel
liegende Messungen flächig erfaßbar sind.
Um berührungslose und schnellere Messungen zu ermöglichen,
wurden mehrere auf verschiedenen optischen Prinzipien beruhende Meßverfahren
entwickelt. Laserscanner tasten die Oberfläche berührungsfrei
ab [161], benötigen aber ähnlich hohe Meßzeiten wie die
taktilen Geräte. Schnellere optische Messungen sind mit Geräten
möglich, die z.B. über CCD-Kameras mehrere Punkte der Topografie
gleichzeitig vermessen. Speckleverfahren [162, 163] und Streifenprojektion
[94] sind Beispiele für diese Prinzipien.
Die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Prinzipien werden in der
Literatur ausführlich diskutiert. Wesentliche Unterschiede liegen
in:
-
Geschwindigkeit der Messung
-
Mögliche Größe der Meßfläche und Tastabstände
-
Meßfleckdurchmesser, Tastnadelradius [164]
-
Lagerung des Tastsystems (Bezugsebenen-, oder Gleitkufensystem)
-
Störanfälligkeit
-
Einfluß von Restöl oder Staub auf der Probe
-
Furchung weicher Proben
-
Einfluß unterschiedlich reflektierender Proben
-
Maximal meßbare Flankenwinkel
Die genannten Unterschiede führen oft zu nicht vergleichbaren Oberflächenkenngrößen,
insbesondere beim Einsatz von mechanischen und optischen Systemen [77,
165]. Zur Vermessung von Blechen wurden deshalb im Stahleisen-Prüfblatt
1940 mechanische 2D-Tastschnittgeräte vorgeschrieben [166, 167]. Zur
Zeit laufen Bestrebungen, diese Vorschrift in eine ISO-Norm zu überführen.
Für 3D-Messungen bestehen keine entsprechenden Vorschriften. Da
die Meßdauer mechanischer Meßgeräte für 3D-Messungen
oft im Bereich von Stunden liegt und zur Qualitätssicherung in der
Produktion schnelle Systeme benötigt werden, ist zu erwarten, daß
in Zukunft für 3D-Messungen in der Blechumformung überwiegend
optische Systeme Verwendung finden.